Wachstumshormon (HGH): Laborwert (2024)

Von, Medizinredakteurin und Biologin

und, Ärztin

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Das Wachstumshormon (GH, HGH, STH) spielt eine entscheidende Rolle bei Wachstum, Stoffwechsel und Zellreparatur. Bei Verdacht auf einen GH-Mangel oder -Überschuss misst man die GH-Spiegel. Lesen Sie hier alles Wichtige über den Laborwert Wachstumshormon, welcher Normwert gilt und was ein erhöhter oder erniedrigter Wert bedeutet.

Was ist HGH?

HGH ist die Abkürzung für "human growth hormone" (englisch für "menschliches Wachstumshormon"). Andere Bezeichnungen für das Wachstumshormon sind GH (growth hormone), STH (somatotropes Hormon) und Somatotropin.

GH wird von der vorderen Hirnanhangdrüse (Hypophyse), einer kleinen Drüse an der Basis des Gehirns, produziert und ausgeschüttet. Das geschieht vor allem nachts.

Eine der Hauptaufgaben von GH besteht darin, das Wachstum des Körpers zu stimulieren. Dies ist besonders in der Kindheit und Jugend wichtig, wenn der Körper am schnellsten wächst.

Mehr über Wachstumshormone und ihre Funktion im Körper lesen Sie in unserem Beitrag Wachstumshormon.

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Wann wird der HGH-Wert bestimmt?

Mediziner bestimmen HGH bei Patienten mit Entwicklungsstörungen wie Kleinwuchs oder Hochwuchs. Auch bei ungewöhnlich starkem Wachstum nicht des ganzen Körpers, sondern einzelner Körperglieder wie der Hände und Füße (Akromegalie) misst man den Wachstumshormon-Spiegel.

Ebenso können bestimmte Stoffwechsel- oder Hormonstörungen der Grund für eine Messung sein, zum Beispiel eine Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz).

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Was sind die Normwerte für HGH?

Die Normwerte für GH sind von Labor zu Labor unterschiedlich. In der Fachliteratur findet man etwa folgende Normwerte:

  • Neugeborene: 15 - 40 ng/ml
  • Kinder vor der Pubertät: 1 - 10 ng/ml
  • Jugendliche nach der Pubertät und Erwachsene: 0 - 8 ng/ml

Es werden teils aber auch abweichende Normwerte verwendet. Im konkreten Fall gelten die im Befundbericht angegebenen Normwerte.

Viele Faktoren beeinflussen den Messwert

Grundsätzlich kann sich der Wachstumshormon-Spiegel innerhalb von Minuten verändern. Das Hormon wird nämlich regelmäßig in einem bestimmten zeitlichen Muster ausgeschüttet. Das nennt sich pulsatile Freisetzung.

So beobachtet man bei Männern sechs bis acht Wachstumshormon-Pulse innerhalb von 24 Stunden. Bei Frauen wird das Hormon dagegen unregelmäßig freigesetzt und zudem in größeren "Portionen" (vermutlich wegen des größeren Einflusses von Östrogenen).

Darüber hinaus gibt es viele Störfaktoren, die den Wachstumshormon-Spiegel beeinflussen können. Dazu zählen zum Beispiel Stress und Unterzucker (Hypoglykämie).

Aus diesen Gründen ist die Blutabnahme zur HG-Messung streng geregelt: Sie muss nüchtern um acht Uhr morgens erfolgen. Zudem ist eine einzelne Messung in der Regel wenig aussagekräftig.

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Wann ist der HGH-Wert niedrig?

Normalerweise schwankt der HGH-Spiegel im Laufe des Tages, wobei tagsüber die Werte niedriger sind als nachts.

Außerdem sinkt er auf natürliche Weise mit zunehmendem Alter, weil die Hypophyse immer weniger Wachstumshormon ausschüttet. Dieses Phänomen nennen Mediziner Somatopause. Man vermutet, dass diese Abnahme des HGH-Spiegels zu manchen körperlichen Veränderungen beiträgt, die mit dem Altern einhergehen (z.B. die Abnahme der Muskelmasse und die Zunahme des Körperfetts).

Bestimmte Lebensstilfaktoren beeinflussen ebenfalls den HGH-Spiegel. Zum Beispiel senken die Einnahme von Glukose sowie Schlafmangel die HGH-Produktion.

Außerdem verringern bestimmte Medikamente den Wachstumshormon-Spiegel. So unterdrücken zum Beispiel Glukokortikoide die HGH-Ausschüttung. Diese Wirkstoffe setzt man häufig zur Behandlung von Asthma, rheumatischen Erkrankungen, Allergien und anderen Erkrankungen ein.

Ein niedriger GH-Wert kann auch krankheitsbedingt sein: Bei manchen Menschen ist die Funktion der Hirnanhangsdrüse im Bereich ihres Vorderlappens gestört (Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz). Die Hypophyse kann dann eines oder mehrerer ihrer Hormone nicht mehr produzieren beziehungsweise ausschütten – darunter das Wachstumshormon (HGH).

Die Messung des HGH-Spiegels reicht aber nicht aus, um diese Funktionsstörung der Hypophyse nachzuweisen. Es braucht für die Diagnose Funktionstests. So kann im Rahmen von Stimulationstests die Hypophyse gezielt zur Ausschüttung ihrer Hormone angeregt werden, um dann deren Blutspiegel zu messen.

Mehr zu den Auswirkungen eines HGH-Mangels und wie sich dieser behandeln lässt, lesen Sie in unserem Beitrag Wachstumshormonmangel.

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Wann ist der HGH-Wert erhöht?

Physiologisch ist der GH-Spiegel in der Regel während des Tiefschlafs und bei intensiver körperlicher Aktivität am höchsten. Während des Tiefschlafs durchläuft der Körper verschiedene Regenerationsprozesse wie Muskelwachstum und Gewebereparatur, die durch GH gefördert werden. In ähnlicher Weise muss der Körper bei intensiver körperlicher Aktivität Muskelgewebe reparieren und aufbauen.

Außerdem stimulieren eine eiweißreiche Ernährung, Fasten (Unterzucker) und Stress die HGH-Sekretion.

Ein erhöhter Wachstumshormon-Spiegel kann auch bei einem gutartigen Tumor der Hypophyse (Hypophysenadenom) auftreten. Manchmal sorgen diese Tumoren dafür, dass vermehrt Wachstumshormon gebildet und ausgeschüttet wird.

Das kann bei Kinder zu Riesenwuchs und bei Erwachsenen zu einer Vergrößerung einzelner Körperteile wie Hände und Füße (Akromegalie) führen. Auch hier lässt sich die Diagnose nur mithilfe von Funktionstests stellen und nicht anhand einer einzelnen HGH-Bestimmung.

Ein erhöhter GH-Spiegel kann auch auf eine missbräuchliche Verwendung von Wachstumshormonen als Medikament hindeuten. Wachstumshormone werden vor allem in Ausdauer- und Kraftsportarten wie Radfahren oder Bodybuilding zur illegalen Leistungssteigerung (Doping) eingesetzt.

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Was tun bei veränderten Werten?

Ein einmalig abnormer HGH-Spiegel sagt wenig bis gar nichts aus, da die Werte im Tagesverlauf stark schwanken und vielen Einflussfaktoren unterliegen. Daher sind normalerweise weitere Tests und Untersuchungen notwendig, um eine Störung der HGH-Sekretion zu diagnostizieren. Dazu zählen zum Beispiel:

IGF-1 Messung: Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) ist ein Hormon, das durch HGH reguliert wird. Abnormale Werte dieses Hormons weisen auf einen HGH-Mangel oder -Überschuss hin.

GH Provokation/Stimulationstest: Dieser Test misst die Reaktion der Hypophyse (die HGH produziert) auf Reize. Dabei wird eine Substanz verabreicht, die normalerweise die Hypophyse zur Freisetzung von HGH stimuliert. Anschließend misst man die HGH-Werte in regelmäßigen Abständen. Dieser Test ist besonders nützlich bei der Diagnose eines HGH-Mangels.

Oraler Glukosetoleranztest: Diesen Test verwendet man speziell, um einen HGH-Überschuss zu diagnostizieren, etwa bei Akromegalie. Der Patient trinkt eine Glukoselösung (Zucker), die normalerweise die HGH-Produktion unterdrückt. Bei Menschen mit Akromegalie aber bleiben die HGH-Werte hoch.

Hypophysen-Bildgebung: Eine Untersuchung des Gehirns mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) kann Abnormalitäten in der Hypophyse sichtbar machen. So lassen sich Tumoren erkennen, die möglicherweise einen HGH-Überschuss auslösen.

Genetische Untersuchungen: Bei einem schwer gestörten Wachstum im Kindesalter oder einer familiären Vorgeschichte von HGH-Störungen raten Mediziner oftmals zu genetischen Untersuchungen. So lassen sich genetische Ursachen für abnormale Wachstumshormon-Spiegel identifizieren.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Dr. med. Felicitas Witte, Dr. med. Karlheinz Zeilberger

Autoren:

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Wachstumshormon (HGH): Laborwert (2)

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Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Quellen:

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Wachstumshormon (HGH): Laborwert (2024)

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